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Skitourenlenkung: Der erfolgreiche Spagat

Für ein Miteinander von Mensch und Natur

Skitourismus und Naturschutz stehen vielerorts nicht immer im Einklang. Dass es auch anders gehen kann, zeigt Osttirol. Die Region stellt mit ihren 266 Dreitausendern ein Paradies für Skibergsteiger:innen dar. Damit das auch so bleibt, werden Schneeliebhaber:innen, Outdoorfreaks, aber auch bereits Kinder und Jugendliche, für einen achtsamen Umgang mit der Natur sensibilisiert. 


Mit Aufstiegsfellen unter den Skiern geht es beim Skitourengehen aus ureigener Kraft nach oben. Auf den kräftezehrenden Aufstieg folgt der krönende Höhepunkt: Die Abfahrt durch jungfräulichen Pulver- oder zischenden Firnschnee. Naturnutzen und Naturschutz liegen auf einer Skitour im freien Gelände eng beieinander. Denn bei einer Skitour im freien Gelände überschneidet sich dein Erlebnisraum oft mit dem Lebensraum seltener, störempfindlicher Tiere wie Auerhahn, Gämse oder Steinbock. Wer umweltverträglich unterwegs ist, beachtet Schutz- und Schongebiete für Pflanzen und Tiere. In Osttirol ist man sich dieser Verantwortung gegenüber der Natur seit jeher bewusst. Und trotzdem werden restriktive Maßnahmen vermieden. Das Potenzial sanfter Tourismusstrukturen wird aufgezeigt und mit speziellen Angeboten gefördert. 

Im Rahmen des Programms Bergwelt Tirol - Miteinander erleben werden Naturnutzer:innen für die Bedürfnisse schützenswerter Tiere und Pflanzen sensibilisiert, wertvolle Verhaltenstipps vermittelt sowie attraktive, naturverträgliche Routen kommuniziert. Zudem wurde in ganz Osttirol unter Einbeziehung aller relevanten Interessensgruppen ein

wohlüberlegtes Schutzzonenkonzept erarbeitet und ausgewiesen

. Das Respektieren dieser Winterrückzugsgebiete rettet den Wildtieren das Leben!

Pilotregion Villgratental

Das Osttiroler Villgratental zum Beispiel diente als Pilotregion für das Projekt „Bergwelt Tirol – miteinander erleben“. Damals setzen sich Bauern, Jäger, Skitourengeher, Grundeigentürmer, Wanderer, Kletterer, Mountainbiker, Bergsteiger, Vereine, Verbände, Touristiker und Bergretter an einen Tisch. Das Ziel: Die Naturräume für alle Interessensgruppen offenzuhalten sowie die Tier- und Pflanzenwelt zu schützen. Das Ergebnis war die Skitourenlenkung Villgratental. „Dabei wurden Futterstellen für das Rotwild verlegt und das Wegenetz behutsam verändert“, erinnern sich Mitwirkende der Arbeitsgruppe Villgratental. „Seither gibt es etwa für Skitourengeher spezielle Aufstiegs– und Abfahrtshinweise in Form von Lenkungstafeln. Inzwischen ist das Lenkungssystem so erfolgreich, dass es auf viele Teile Osttirols, aber auch in anderen Regionen und für andere Bergsportler, wie Mountainbiker oder Wanderer, zum Einsatz kommt.

Winter(über)lebensraum Berg

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Ein Rehbock auf Futtersuche
Ein Rehbock auf Futtersuche
Tiere wie der Rehbock schalten im Winter auf Notbetrieb.
Ein Schneehuhn im Nationalpark Hohe Tauern
Ein Schneehuhn im Nationalpark Hohe Tauern
Durch das knappe Nahrungsangebot muss im Winter Energie gespart werden.
Auerhahn im Winter
Auerhahn im Winter
Fluchtreaktionen können den Tod bedeuten, wenn der Energieverlust zu hoch ist.
Schneehase
Schneehase
Tiere wie der Schneehase brauchen im Winter Ruhe.

Prägend für die einzigartigen Naturräume in Osttirol sind insbesondere die Jahreszeiten. Während die Natur im Sommer die volle Lebenskraft entfaltet, schalten die Tiere im Winter auf Notbetrieb. Fluchtreaktionen können den Tod bedeuten, wenn der Energieverlust zu hoch ist, als dass er durch das knappe Nahrungsangebot wieder ausgeglichen werden könnte. Die Tierwelt braucht deshalb unbedingt Ruhe! Bitte halte dich als Naturnutzer:in und Naturgenießer:in an die gemeinschaftlich erarbeiteten Ruhezonen, die aus wild- tierökologischen Gründen entstanden sind.

Der Bergwald

Vitaler Bergwald übernimmt insbesondere im alpinen Raum als „grüne Infrastruktur“ eine wichtige Schutzfunktion vor Naturgefahren wie Lawinen oder Steinschlag. Viele Objektschutzwälder im Alpenraum erfüllen ihre Funktion derzeit nicht mehr optimal, was für die regionale Bevölkerung schwerwiegende Folgen haben kann. Ursachen hierfür sind u.a. eine flächige Überalterung und mangelnde Verjüngung der Schutzwälder sowie Naturereignisse wie Windwurf, Schneebruch und der Borkenkäfer; die Situation spitzt sich aufgrund des Klimawandels weiter zu. Neben einer konsequenten Verjüngungsstrategie sowie gezielten Pflege- und Nutzungseingriffen sind für den Umbau zu einem resilienten und enkeltauglichen Bergwald auch weitsichtige und verantwortungsbewusste Naturnutzer:innen wie du essentiell! Bitte meide die ausgewiesenen Schutzzonen. Warum? Das Befahren von Jungwuchsflächen behindert durch direkte Schäden die Waldregeneration, denn deine scharfen Schikanten können Jungbäume sogar unter dem Schnee nachhaltig schädigen. Auch die Fragmentierung des Lebensraums sowie Störungen der Wildtiere, z.B. durch Tourengeher:innen, kann die Waldregeneration beeinträchtigen. Wildtiere weichen dann oft in für Menschen schwer zugängliche und damit relativ ruhigen Schutzwaldbereiche aus, wo sie lokal verstärkt Verbisschäden verursachen. 

 

Danke, dass auch du dich an die gemeinschaftlich erarbeiteten Ruhezonen hältst und somit zu einem guten Miteinander von Mensch und Natur beiträgst!

 

Schutzzonen auf der interaktiven Karte Osttirol ansehen!

 

Durch zoomen werden die einzelnen Schutzzonen sichtbar.

Verhaltensregeln zum Schutz von Wald und Wild

  • Gesetzliches Betretungsverbot von Jungwald beachten: Vitaler Bergwald übernimmt wichtige Schutzfunktionen vor Naturgefahren wie Lawinen oder Steinschlag in Osttirol. Daher ist es wichtig, dass dieser erhalten bleibt und sich verjüngt. Scharfe Schikanten können Jungbäume auch unter dem Schnee beschädigen.
  • Dämmerungsstunden meiden und Tageslicht nutzen: Der Zeitraum von einer Stunde nach Sonnenauf- bis eine Stunde vor Sonnenuntergang ist für Wildtiere zur Nahrungsaufnahme besonders wichtig. Zumindest hier sollten sie ungestört bleiben.
  • Hund bitte an die Leine nehmen: Wildtiere reagieren sehr sensibel auf Hunde und auch wenn sie nicht flüchten, erhöht sich ihr Energieumsatz, da sich ihr Körper auf Fluchtbereitschaft einstellt.
  • Latschen-/Grünerlenfelder sowie lockere Baumgruppen meiden und abgeblasene, schneefreie Rücken und Grate umgehen: Um Energie zu sparen, verfolgen Wildtiere im Winter die Strategie der kurzen Wege. Auch wenn wir Wildtiere, wie beispielsweise Schneehühner, oft nicht ausmachen können, bieten ihnen oben genannte Areale überlebenswichtige Nahrung und Deckung auf kleinstem Raum.
  • Wildtieren nicht annähern und ihnen nicht folgen: Wenn du Wildtiere siehst, weiche ihnen großräumig aus. So sie dich bereits entdeckt haben, gib ihnen Zeit, damit sie sich möglichst störungsfrei zurückziehen können.
  • Drohnenflüge unterlassen: Drohnenflüge sind im Nationalpark Hohe Tauern verboten. Doch auch außerhalb der Schutzgebietsgrenzen halten viele Wildtiere Drohnen für eine Bedrohung und flüchten.
  • Schutzzonen für Wald und Wild respektieren: Die dargestellten Wald- und Wildschutzzonen stellen besonders wichtige Winter(über)lebensräume für die jeweils dargestellte Tierart dar. Durch jede Störung verbrauchen Wildtiere unnötig mehr Energie. Wenn die Reserven aufgebraucht sind, kann die Summe der Störungen zum Tod führen.
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