Man stelle sich die unzähligen Brauchtumsfeste in der Region ohne Trachten vor! Das wäre so undenkbar wie das Münchner Oktoberfest ohne Dirndl und Lederhosen.
Trachten sind Jahrhunderte altes Kulturgut und erfüllten wie auch jede andere Kleidung viele Funktionen. Nicht umsonst besagt ein altes Sprichwort: „Kleider machen Leute.“ Als Ausdruck von Lebenssituation, kultureller Identität und Zugehörigkeit waren sie über die Jahrhunderte durch historische, politische und soziale Entwicklungen einem steten Wandel ausgesetzt.
Tracht ist also beides, Tradition und Erneuerung, und sie zu tragen bedeutet, Geschichte mit Moderne zu verbinden. Früher wurde Tracht getragen, um Unterschiede in Stand und Beruf auszudrücken, heute lässt sie alle Trachtenträger gleichwertig erscheinen. Die Vielfalt in der Gleichwertigkeit macht sie kostbar und unverwechselbar.
Die Röcke der Trachten, mundartlich „Kittel“ genannt, sind eher schlicht und meist schwarz, wobei die historischen Gewänder oft karierte, farbige Lodenkittel aufweisen. Diese halten zwar warm, sind aber sehr schwer und kratzig und wurden wohl deshalb von den leichteren Wollstoffen abgelöst. Die Schürzen, weniger zum Schutz des Kittels als zum Aufputz der Tracht gedacht, bieten was Materialien und Farben angeht eine große Vielfalt: Von glatt changierenden Seiden über Blumenmuster bis hin zu großkarierten Taft- und Satinweben.
Schneidermeisterin Marianna Oberdorfer und die engagierten Mitglieder des Vereins Handwerkskunst und Trachtenkultur in Osttirol widmen den Osttiroler Trachten eine eigene (Wander-)Ausstellung. Zurzeit ist sie im Kulturhaus Sinnron in Dölsach zu besichtigen.