Der Isel-Ursprung beim Umbalkees:
Der Iseltrail führt zunächst über weite, blumenreiche alpine Matten. Eine Steilstufe, die noch vor wenigen Jahrzehnten vom Gletscher bedeckt war, markiert den Beginn der arktischen Klimazone des Nationalparks Hohe Tauern. Der Ursprung der Isel ist schließlich bei der Gletscherzunge des Umbalkees unterhalb der gewaltigen Dreiherrenspitze (3499m) erreicht – die Krönung der Wanderung. Die Isel verlässt hier in einem sich beständig verändernden Gletschertor den riesigen Eisstrom und bahnt sich über die Drau und Donau ihren Weg ins Schwarze Meer.
Schnee-Geburt
Gletscher sind eine fremdartige Welt aus Eis, Schutt, heimtückischen Spalten und im Vorfeld oft reißenden Bächen, aber auch aus anmutig verschlungenen Sandern – Sandflächen mit Inseln im Gletschervorfeld, die das Wasser ständig verändert. Gletscher werden in der Kälte geboren: Unter meterhohen Schneemassen in höchstgelegenen Bereichen verwandeln sich die Schneekristalle unter Druck in körnigen Firn, der allmählich zu Eis verdichtet wird. Das gewaltige Eigengewicht lässt das Eis langsam abwärts gleiten. Wenn entsprechend viel Eis ausreichend schnell von oben nachschiebt, können Gletscher bis in die Täler hinabreichen.
Hilfreiche Wasserlieferanten
Wie bedrohlich Gletscher auch wirken mögen, sie leisten auch hilfreiche Dienste für die Menschen: In den oberen Gletscherflächen, dem Nährgebiet, nehmen sie Wasser in Form von Eis auf und geben es nach vielen Jahren unten, im Zehrgebiet, wieder ab. Gletscher sind also gigantische Wasser-Pufferspeicher, die den Niederschlag vom Winter verzögert im Sommer in die Flüsse speisen.
Diese Gletscherspende garantiert auch im Sommer eine reichliche Wasserführung in vielen großen Alpenflüssen. In heißen, trockenen Sommern, wenn der Winterschnee auf den Bergen fast vollständig verschwindet, fällt diese Wasserzufuhr durch das Schmelzwasser besonders umfangreich aus.
Gletscher-Schwund
Gletscher sind daher eine Art Klima-Alarmanlage: Ihr Schwund ist ein Gradmesser für die Klima-Erwärmung. Auch das Umbalkees leidet unter der Klimakrise. Seit dem Jahr 1990 hat sich die Zunge des Umbalkees um mehr als 700 Meter zurückgezogen (Gletscherberichte des ÖAV).
Klimaforscher gehen davon aus, dass die meisten Gletscher in den Ostalpen bis zur Mitte des Jahrhunderts verschwunden sein werden. Das verringert nicht nur die Schönheit des Hochgebirges, das hat auch nachteilige Auswirkungen auf die Welt der Menschen: Wenn die sommerliche Schmelzwasserspende ausbleibt, werden Gletscherflüsse wie die Isel viel weniger Wasser ins Tiefland transportieren. Darüber hinaus stabilisieren Gletscher – gemeinsam mit dem Permafrost im Gestein – die Felsflanken. Durch den Gletscher-Schwund verlieren Hänge ihre Stabilität, die alpinen Gefahren nehmen zu. Auch die Vegetationszonen der Alpen verändern sich bereits: Wälder und alpine Rasen wandern höher.
Neue reizvolle Szenerie
Durch den Klimawandel und dem damit verbundenen Abschmelzen der Gletscher formte sich und formt sich eine neue Landschaft, die in anderer Weise ebenfalls reizvoll ist. Die Vegetation wird karger, Pionierpflanzen erobern unwirtliche Standorte mit kaum erdigem Boden. Diese einzigartige Szenerie durchquert der Iseltrail bis zum Gletschertor, wo sich der Ursprung der Isel befindet.