Der Hochgall gehört zu den schönsten und legendärsten Berggestalten im gesamten Ostalpenbereich. Als Sommerziel mehr und mehr von Steinschlag bedroht, verlagert sich jedoch die Besteigung zunehmend in die Wintermonate. Noch vor wenigen Jahrzehnten war der Hochgall mit Ski nur wenigen Extremisten vorbehalten und die ernteten Kopfschütteln. Mittlerweile wurden alle Steilflanken befahren und die Besteigung des Hochgalls vom Antholzer See zur Modetour erkoren. Bei entsprechenden Verhältnissen herrscht Jahrmarktstimmung in der einst so gefürchteten, über 40° steilen Hochgallrinne, die aufgrund von Heerscharen an Italienern mittlerweile wohl zu den „viel befahrenen Hängen“ zu zählen ist. Die Skibergtour auf dieses gewaltige Bollwerk aus Fels und Eis sollte trotzdem nicht unterschätzt werden. Die Rinne ist steil und es besteht Absturzgefahr, insbesondere bei Hartschnee. Alle Zustiege, von welcher Seite auch immer, verlangen lawinenkundliches Beurteilungsvermögen sowie eine solide Aufstiegs- bzw. Abfahrtstechnik. Die besten Verhältnisse finden sich im Frühjahr nach klaren Nächten.
Der Osttiroler Anstieg ist einsam und weit. Während der Weg von Erlsbach durch das vogelwilde Patschertal nur Hartgesottenen vorbehalten ist, ergibt sich vom Staller Sattel (2.000 m) eine interessante, relativ schnelle Zustiegsmöglichkeit zur Riepenscharte (2.764 m), wo sich der Osttiroler mit dem Südtiroler Anstieg vereint. Ausgangspunkt ist wie zuvor erwähnt der Staller Sattel. Über knackige Südosthänge schwingt sich unsere Spur zur Jägerscharte (2.870 m), die wir über einen Steilhang (SO, unter 35°) in kurzer Stapferei betreten (2 Stunden). Hier beginnt die Abfahrt in nordwestlicher Richtung entlang der Gletscherreste des Almerkeeses zur einsamen Barmer Hütte (2.610 m). Beim Rückweg sind hier 270 hm Gegenanstieg einzuplanen. Am Boden unterhalb der Hütte streben wir nun taleinwärts in die von weitem erkennbare Riepenscharte (2.764 m). Im Normalfall ist hier Schluss mit Alleinsein und in breiter Spur geht es in Spitzkehren unterhalb der Durrer Spitze nach Nordwesten auf das Patscherkees. Eine ansteigende Querung bringt uns zum Rinneneinstieg auf ca. 3.050 m. Je nach Schneeverhältnissen bzw. skifahrerischem Können werden die Bretteln durch die sehr steile Rinne (SO, 35° - 42°) getragen, um über den abschließenden, teilweise etwas exponierten NO-Grat zum Wintergipfel zu steigen (Überwechtung!). Der felsige Hauptgipfel wird im Zuge der Skitour nicht betreten. Die Abfahrt durch die Rinne erfordert sehr gute Skitechnik und beste Verhältnisse, sonst ist man zu Fuß mit Steigeisen besser beraten! Wenn es die Verhältnisse zulassen besteht, die Möglichkeit für erfahrene Skitourengeher durch das Patschertal abzufahren und über die gesperrte Straße nach Erlsbach zu skaten.
Weitere Skitourentipps erhalten Sie in den Skitourenführern von Thomas Mariacher, hier erhältlich: https://www.tyroliaverlag.at/item/Skitouren_in_Osttirol_und_Oberkaernten/Thomas_Mariacher/43058387